Killer Instinct

31. Mai 2016, Geddiboy
Killer Instinct war einer der diversen Geniestreiche des legendären Entwicklerstudios Rare. Als das ursprünglich für die Spielhalle entwickelte Prügelspiel für das SNES angekündigt wurde, war vielen ein Rätsel, wie dies bewerkstelligt werden sollte. Doch trotz gravierender Abstriche bei der Grafik ließ die Heimversion durch den beeindruckenden Mix von schnellem Gameplay mit ellenlangen Kombos, interessanten Charakteren und einer auf dem SNES revolutionären audiovisuellen Präsentation reihenweise Kinnladen herunterklappen. Doch als wäre die gelungene Umsetzung auf das SNES nicht Herausforderung genug gewesen, kündigte Rare für das Jahr 1996 eine Game Boy-Version des Prüglers an. Hat sich der Ausnahmeentwickler damit zu viel vorgenommen?

Auf den ersten Blick macht Killer Instinct für den Game Boy einen soliden Eindruck. Nur zwei Kämpfer (Cinder und Riptor) konnten den Umzug auf das kleine graue Modul nicht mitmachen, alle übrigen Recken sind mitsamt ihrem Special Move Repertoire vertreten. Bevor im Titelmenü Einspieler-, Zweispieler- oder Practice-Modus gewählt werden, können im Options-Menü Schwierigkeitsgrad, Displayhelligkeit und Buttonbelegung eingestellt werden. Die ursprünglich 6 verschiedenen Angriffe (3x Schlag, 3x Kick) wurden radikal an den Game Boy angepasst (1xSchlag, 1x Kick), eine willkommene Abwechslung zu den oft sperrigen Lösungen anderer Game Boy-Prügelspiele.

Das Gameplay hat die Konvertierung überraschend intakt überstanden. Die Geschwindigkeit der Duelle ist hoch, die Kämpfer lassen sich sehr gut steuern und alle Kommandos gehen leicht von der Hand. Wie auf dem SNES werden keine Runden gezählt, sondern hintereinander zwei Energiebalken pro Kämpfer geleert. Ist die zweite Energieleiste am Ende, könnt ihr euren Gegner mit einem Fatality ins Jenseits befördern. Im Zentrum der Duelle stehen die Kombos: jeder Kämpfer verfügt über eine oder mehrere Spezialattacken, welche als sogenannte „Opener“ fungieren können. Nach einer solchen Attacke den richtigen Knopf gedrückt, und schon teilt euer Recke bis zu fünf Hiebe absolut automatisch aus. Lasst ihr dem ganzen einen „Finisher“ folgen (auch hier handelt es sich um bestimmte Spezialattacken), habt ihr schnell eure erste 8er Kombo beisammen. Durch Verbindungsangriffe lässt sich der Kombo-Zähler bis weit in den zweistelligen Bereich schrauben. Dieses System funktioniert auf dem Game Boy ausgesprochen gut, durch die reduzierte Buttonanzahl fehlen lediglich einige Kombovarianten. Während die langen Kombos natürlich Markenzeichen der Serie sind, cool aussehen und den Kämpfen eine hohe Dynamik verleihen, stellen sie auch einen Schwachpunkt der Spiels dar. Normale Angriffe haben in Killer Instinct kaum eine Bedeutung, man versucht meistens seine Kombos an den Mann zu bringen bzw. den Gegner mit Combo Breakern daran zu hindern. Gerade gegen einen menschlichen Spieler fällt dieser Mangel an taktischen Varianten und Spieltiefe negativ auf: kann keiner der Kontrahenten seine Kombos ins Ziel bringen, verlaufen die Duelle eher dröge. Hier bieten andere Prügelspiele, wie z.B. Street Fighter, wo einzelne Treffer entscheidend sein können und eine gelungene 3er Kombo schon den halben Sieg bedeuten kann, weitaus mehr. Auch Parameter wie z.B. Reichweite, Schnelligkeit oder Schlagrepertoire der Kämpfer spielen in Killer Instinct kaum eine Rolle.

Die Grafik bietet Höhen und Tiefen. Die Hintergründe sind blass und kaum zu erkennen, als sollte nur angedeutet werden, wo gerade gekämpft wird. Auch die verschiedenen Projektile, mit welchen sich die Kontrahenten bewerfen, machen einen sehr lieb-/ und schmucklosen Eindruck. Die Figuren andererseits sind groß und überraschend gut zu erkennen, die Bewegungsanimationen sind für eine Game Boy Spiel geradezu hervorragend. Allerdings bieten die Sprites der Kämpfer so gut wie keine Details und sehen äußerst matschig aus. Gerade im Kombohagel könnt ihr nur erahnen, wer hier gerade wen womit verprügelt

Die Soundeffekte sind, wie so häufig bei Prügelspielen auf dem Game Boy, etwas dürftig. Dafür funktioniert die hervorragende Musikuntermalung des Originals auf dem Game Boy einwandfrei. Die Soundtracks der verschiedenen Kämpfer wurden komplett übernommen und sehr gut an den Soundchip des Game Boy angepasst.

Killer Instinct kann sich in punkto Spieltiefe und ausgefeiltem Gameplay definitiv nicht mit Platzhirsch Street Fighter II oder anderen guten Prügelspielen auf dem Game Boy messen. Dafür ist den Entwicklern erstaunlich gut gelungen, die Dynamik und das allgemeine Spielgefühl des SNES-Originals zu transportieren.

 

Wertung

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7/10

Genre: Beat ‚em Up
Spieler: 1-2
Entwickler: RARE
Publisher: Midway / Nintendo
Erscheinungsjahr: 1995
Schwierigkeitsgrad: einstellbar
Bemerkung: SGB-Unterstützung

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Kommentare


Geddiboy
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Wertung:
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Über Killer Instinct habe ich als erstes in einem Spielemagazin gelesen. Als Beat’em Up- Fan war mein Interesse zwar sofort geweckt, allerdings hatte ich bereits die SNES Variante und war deshalb sehr skeptisch. Viele Jahre später habe ich es günstig bei Ebay erstanden und war positiv überrascht. Keine Konkurrenz für Street Fighter oder die SNES – Version, aber für eine halbe Stunde durchaus unterhaltsam.