25. August 2020, Seppatoni
Am 19. November 1995 kam in den USA der erste vollständig am Computer hergestellte Kinofilm überhaupt in die Kinos: Toy Story. Das Werk aus dem Hause Pixar verblüffte mit einer für damalige Verhältnisse ungekannten realistischen Darstellung und läutete ein neues Zeitalter der Animationsfilme ein. Auch die Story rund um die Spielzeuge Woody, Buzz Lightyear & Co. wusste Jung und Alt zu begeistern und zog bis heute 3 Nachfolger nach sich. In Deutschland kam der Film im März 1996 in die Kinos, wenige Wochen später wurden auch die Videospielumsetzungen veröffentlicht, inklusive einem Ableger für Nintendos Game Boy.
Das Spiel folgt dabei inhaltlich der Filmvorlage und erläutert auf Wunsch auch die Story in Textform. Ihr übernehmt die Kontrolle über die Cowboy-Puppe Woody, welche neben Standardaktionen wie Hüpfen und Ducken auch ihre Schlaufe am Rücken für unterschiedliche Aktionen einsetzen kann. Mit Hilfe der Schnur kann Woody gegnerische Spielzeuge für kurze Zeit fesseln oder Deckel von Gegenständen entfernen. Weiter dient die Schlaufe auch als Kletterseil oder Lianen-Ersatz.
Die Welten sind alle Schauplätzen aus dem Film nachempfunden worden. Andy’s Zimmer kommt ebenso zum Zug wie der Pizza Planet oder das zu Hause des fiesen Nachbarn Sid. Oft beinhaltet eure Mission mehr als nur das Erreichen des Levelendes: Befreit Spielzeugsoldaten aus ihrer Box und lasst sie ein Babyphone transportieren lassen, räumt alle Spielzeuge in ihren Platz, schleicht euch versteckt in ein Restaurant, liefert euch mit Buzz ein Wettrennen oder rennt von Sids Lupe entzündet zum nächsten Wasserbehälter. Auch die Verfolgungsjagd mit dem Auto vom Ende des Films darf natürlich nicht fehlen.
Hilfe bieten euch einige Items. Pro Level sind 24 Sterne versteckt, sammelt ihr alle winkt euch ein Extraleben. Dies erhaltet ihr auch, wenn ihr einen Cowboy-Hut findet. Eine Fahne hingegen markiert einen Restartpoint in der aktuellen Stage.
Optisch orientiert sich das Spiel an der Filmvorlage und versucht den Spieler mit einer Renderoptik zu begeistert. Zwar wissen einige der Animationen durchaus zu überzeugen, wirkt aber trotzdem oft unspektakulär und artet mit den wenigen Graustufen auch oftmals in ein unübersichtliches Chaos aus, wodurch beispielsweise Gegner nur schlecht zu erkennen sind. Die Super Game Boy-Unterstützung zeichnet sich hauptsächlich durch den Rahmen aus, das Spielgeschehen selber profitiert kaum davon. Musikalisch werden euch einige wenige Stücke geboten, welche der Filmmusik nachempfunden wurden. Mehr Abwechslung wäre wünschenswert gewesen, zumal die Songs bereits nach kurzer Zeit nerven. Das fanden wohl auch die Entwickler, daher lässt sich die Musik im Titelmenü bereits ausschalten. Das Spiel wird dann von den wenigen laschen Soundeffekten begleitet.
Die Steuerung kann ebenfalls nur bedingt überzeugen. Das Sprungverhalten erinnert an einen Aufenthalt auf dem Mond, was bei kniffligeren Sprungpassagen wie im Inneren des Greifautomaten zur Qual wird. Auch die restlichen Aktionen gestalten sich in der Ausführung als zäh und langsam. Leider ist Toy Story auch aus Gameplay-Sicht keine Offenbarung. Die Levels sind teils recht unübersichtlich, Sprüngen ins Unbekannte eher die Regel als die Ausnahme. Dazu kommt die miserable Kollisionsabfrage, welche ebenfalls für zusätzlichen Frust sorgt.
Die Game-Boy-Umsetzung von Toy Story ist leider nicht annähernd so gelungen wie die Filmvorlage. Zwar hat man spürbar versucht möglichst nahe am Film zu bleiben und dank verschiedener Aufgaben auch Abwechslung ins Spielgeschehen zu bringen, allerdings wird der Spielspass durch die unübersichtliche Optik und die mangelhafte Steuerung getrübt. Hardcore-Fans von Woody dürfen zugreifen, alle anderen zocken lieber die besser gelungenen 16-Bit-Versionen oder schauen sich den Film an.
Wertung
4,5/10
Genre: Jump n’Run
Spieler: 1
Entwickler: Tiertex
Publisher: Black Pearl
Erscheinungsjahr: 1996
Schwierigkeitsgrad: mittel
Kommentare
Seppatoni
Wertung:
Als damals eines meiner Geschwister diesen Titel ausgeliehen hatte, kam auch ich erstmals in Kontakt mit der Game Boy-Umsetzung. Allerdings war der erste Eindruck ziemlich ernüchternd: die Steuerung gestaltete sich als extrem fummelig und das Leveldesign nervte. Hat man sich mit diesen Punkten arrangiert, kann durchaus stellenweise etwas Spass aufkommen, was mich dann auch zum erfolgreichen Durchspielen animierte. Im Vergleich zur Genre-Konkurrenz ist und bleibt Toy Story jedoch eine Enttäuschung.