19. September 2005, Seppatoni
Lange bevor der Game Boy den Handheld-Markt eroberte, hatte Nintendo mit den Game & Watches bereits ein tragbares Videospielsystem entwickelt. Die erfolgreichen LCD-Spiele gelten indirekt als Vorreiter des Game Boys.
Die Game & Watch History
1980 ahnte noch niemand, was Nintendo für die Heim-Unterhaltungselektronikbranche mal für eine Bedeutung haben würde. Gunpei Yokoi, seines Zeichens Leiter der R&D Entwicklungsabteilung bei Nintendo und späterer Erfinder des Game Boys, erhielt den Auftrag, ein elektronisches Unterhaltungsgerät für dem Heimgebrauch zu entwickeln. Heraus kam schliesslich das Game & Watch – das erste Handheld-Videospiel der Geschichte.
Ball nannte sich das erste Spiel der Reihe und erschien am 28. April 1980. Es hatte die Form eines Scheckkarten-Taschenrechners in der Farbe silber. In der Mitte fand sich ein grosser LCD-Screen, links und rechts davon Tasten zur Bedienung des kleinen Gerätes. Oben rechts fanden sich zusätzlich 3 Buttons: Je einer für Game A und einer für Game B. Der dritte Knopf diente zur Steuerung der Weckerfunktion. Der LCD-Bildschirm war oben rechts mit einer Siebensegmentanzeige für Uhrzeit und Punktestand (während dem Spielen) ausgestattet. Der Rest des Anzeigebereiches war für das Spielgeschehen reserviert. Sämtliche beweglichen Teile der Spielegrafik waren aus geformten LCD-Teilen aufgebaut und wurden in schwarz dargestellt, sofern es sich dabei nicht um eine Panorama-Version handelte. Statische Teile des Bildes sind direkt vor oder hinter dem Display in Farbe aufgedruckt. Als akustische Untermalung diente simples Gepiepse. Aufgrund des unflexiblen Displays bot jedes Gerät nur ein einziges Spiel in 2 Varianten (Game A und Game B), welche sich aber meist nur durch den Schwierigkeitsgrad unterschieden. Mit Mario the Juggler brachte Nintendo im Oktober 1991 das letzte von insgesamt 59 Game & Watches auf den Markt. In insgesamt 10 verschiedenen Baureihen erschienen die Handhelds.
Die Silver-Serie machte 1980 mit den Spielen der ersten Generation den Anfang, im selben Jahre folgte auch noch die Gold-Serie, welche sich nur durch die Farbe des Gehäuses von der ersten Serie unterschied. Die nächste Generation von Game & Watches boten ein grösseres Display, daher auch der Name Widescreen (1981-1982). Die erste richtige Weiterentwicklung stellten die Multiscreen-Spiele (1982-1989) dar. Das Gerät bot 2 Displays in einem aufklappbaren Gehäuse, wodurch sich das Spiel optimal auch für die Hosentsche eignete. Die Spiele nutzten die Möglichkeit auf verschiedene Weise: Die meisten Klassiker wie Donkey Kong oder Green House nutzten den Multiscreen vertikal, Spiele wie Lifeboat oder Mario Bros. hingegen horizontal. Die Tabletop-Serie von 1983 brachte sozusagen Arcade-Feeling im Miniformat. Im einem Spieleautomaten nachempfundenen Gehäuse konnte man an einem edlen Farbbildschirm seine Geschicklichkeit im Umgang mit dem Gerät prüfen. Ähnlich wie die Tabletop-Serie bot auch die Panorama-Serie (1983-1984) ein schmuckes Farbdisplay. Das Format des dünnen Gerätes passte ideal in die Hosentasche. Wie beim Multiscreen musste man hier den Handheld erst öffnen, wodurch ein Spiegel hervorkam, welcher das Spielgeschehen reflektierte. Die Super Color-Serie (1984) ist mit gerade mal 2 Titeln die kleinste. Die silbernen Geräte werden hochkant gehalten und die Screens besitzen je nach Höhe verschiedene Farbabstufungen, welche auch in den Spielen gewisse Funktionen haben. Die Game & Watches der Micro vs. System-Serie (1984) boten die Möglichkeit alleine gegen den Computer oder, dank zwei an dem Gerät angeschlossener Controller, zu zweit auf dem langen Display zu zocken. Spiele mit Crystal Screen (1986) stellten die nächste und zugleich letzte Generation dar. Das Aussergewöhnliche an dieser Serie ist, dass der Screen durchsichtig ist. Ein Spielen bei nicht allzu guten Lichtverhältnissen wird dadurch verunmöglicht.
Weltweit wurden über 10 Millionen Game & Watches verkauft. Auch heute noch erfreuen sich die alten Handhelds grosser Beliebtheit und besitzen einen enormen Liebhaberwert bei Sammlern. Während einige Spiele bereits für ein Schäppchenpreis von € 15-20.00 zu haben sind, so werden für seltenere Objekte teils horrende Summen hingeblättert.
Game & Watch Neuauflagen
Um auch Spielern der neuen Generation die Faszination der Game & Watches zu vermitteln, brachte Nintendo einige Collections mit alten Game & Watch-Klassikern heraus. Den Anfang machte die relativ unspektakuläre Game Boy Gallery, welche 1994 fünf alte Klassiker wieder aufleben liess. Mit der Game & Watch Gallery legte Nintendo dann aber erst richtig los. Die mittlerweile vierteilige Serie präsentierte auf dem Game Boy neben den alten Originalen auch aufgepeppte Varianten mit bekannten Nintendo-Figuren. Durch das Sammeln von Punkten konnte man diverse Extras wie Museum, Soundtests oder weitere Game & Watches freispielen. Den Höhepunkt der Serie stellt zweifellos Game & Watch Gallery Advance für den GBA dar, welche mit über 20 spielbaren Klassikern aufwarten kann.