Banishing Racer

21. Juni 2017, Seppatoni
Auf einem abgelegenen Schrottplatz, verstossen und vergessen vom Rest der Welt, ruhen zahllose Autowracks. Eines davon öffnet im Mondschein seine Augen und vergiesst mit traurigem Blick eine Träne. Auf wundersame Weise wandert diese in den Sternenhimmel empor und lässt eine Fee erscheinen. Mit Hilfe ihres Zauberstabs verwandelt sie mit einem Schwung das kleine Wrack in ein voll funktionstüchtiges Auto. Mit seinem neu erhaltenen Leben macht es sich auf zu einer Reise quer durch die USA.

Start eures Roadtrips ist die Westküste, genauer gesagt San Francisco, und führt euch quer durch die vereinigten Staaten bis nach New York. Insgesamt fünf Städte liegen auf eurem Weg, jede davon unterteilt in drei Abschnitte. Auf einer Karte werdet ihr zwischen den Levels stets über eure Fortschritte auf dem Laufenden gehalten. In klassischer Seitenansicht rollt ihr durch unterschiedliche Szenarien. Im Levelverlauf trefft ihr auf übel gelaunte Fahrzeuge, welche euch ans Blech wollen. Egal ob finster dreinblickende Autos, flinke Motorräder oder massive Trucks, sie alle wollen euch am Weiterkommen hindern. Je nach Abschnitt trefft ihr auch auf andere Widersacher: in Wassernähe trefft ihr auch auf Fische, Fledermäuse, Vögel oder auch Ufos attackieren euch aus der Luft. In Las Vegas machen euch auch Werbebanden zu schaffen, während in der New Yorker U-Bahn Nunchaku-schwingende Schildkröten auf euch warten.

Gegen die feindliche Übermacht hilft jeweils ein beherzter Sprung auf deren Dach, bzw. Kopf. Je nach Gegner sind auch schon mal mehrere davon notwendig, um ihn erfolgreich aus dem Verkehr zu räumen. Am Ende einer Welt kriegt ihr es zum Teil auch mit einem Endboss zu tun. Egal ob ein bitterböser Bagger oder angriffslustiger Panzer, ein bisschen Taktik ist bei allen Kämpfen verlangt. Unabhängig vom Gegner genügt nämlich ein feindlicher Treffer, um unser heldenhaftes Fahrzeug zu zerstören.

Entsprechend seid ihr auch auf eure Leben angewiesen. Die Anzahl könnt ihr erweitern, wenn ihr es schafft, auf 4 Gegnern nacheinander zu springen ohne dabei den Boden zu berühren. Alternativ findet ihr in gut versteckten Bonusräumen in den Levels auch das eine oder andere Extraleben. Teils erhaltet ihr auch ein Item, das euch vorübergehen unverwundbar macht. Solltet ihr dennoch alle Leben verlieren, könnt ihr dank unbeschränkter Continues jeweils zu Beginn einer Welt wieder starten.

Die Levels selber finden jedoch nicht nur auf der Strasse statt. In manchen Abschnitten erhält euer Auto auch Flügel und darf fortan durch die Luft schweben und so manchem Hindernis ausweisen. Auch Unterwasser darf sich der kleine PKW – ausgerüstet mit Taucherbrille und Schnorchel – Richtung Ostküste durchkämpfen. Fabriken, mit zahlreichen maschinellen Einrichtungen, die euer Chassis bedrohen, oder ein ständig schwankender Wasserpegel machen euer Unterfangen ebenfalls nicht leichter.

Einen grossen Einfluss darauf hat auch die Steuerung. Im Gegensatz zu anderen Hüpfspielen wie beispielsweise der Mario Land-Serie, steuert sich der Hauptprotagonist in Banishing Racer ungemein träger. Wie bei einem Auto üblich gilt es auch hier den längeren Bremswegs und die etwas dauernde Beschleunigung einzukalkulieren. Damit will jeder Sprung äusserst gut getimt sein. Als kleine Unterstützung könnt ihr via B Knopf auch einen Boost einsetzen, welcher euch für kurze Zeit einen Geschwindigkeitsschub verleiht und dadurch auch weiter springen lässt. Bis ihr euch an die Eigenheiten der Steuerung einigermassen gewöhnt habt, dauert es einige Zeit, aber einen grossen Teil zum knackigen Schwierigkeitsgrad trägt sie dennoch bei.

Vor allem in späteren Abschnitten werdet ihr ohne Kenntnis des Levels oftmals das eine oder andere Leben opfern müssen, da durch die träge Steuerung gewisse Sprünge bereits im Voraus geplant werden müssen und nicht auf die schnelle absolviert werden können. Auch das Leveldesign und die teils gemein platzierten Gegner können das eine oder andere Mal für etwas Frust sorgen. Hinzu kommt die stellenweise unpräzise Kollisionsabfrage, die ein exaktes Treffen der Gegner oder Plattformen unnötig erschwert.

Grafisch wird euch ein unspektakuläres, aber übersichtliches Spiel geboten. Die Sprites sind nett gezeichnet, die Hintergründe mit Städten, Farmen oder düsteren Tunneln können überzeugen, auch die Zwischensequenzen sind ordentlich designt. Musikalisch wird Durchschnittskost geboten, die unaufdringlich im Hintergrund vor sich hin dudelt. Der Umfang ist mit 15 (teils recht kurzen) Levels solide ausgefallen, und wird dank dem im Verlauf anziehenden Schwierigkeitsgrad auch einige Zeit für Beschäftigung sorgen.

Das japan-exklusive Banishing Racer bietet ein etwas anderes Jump n’Run-Erlebnis mit sympathischem Hauptdarsteller und dessen speziellen Eigenschaften hinsichtlich der Steuerung. Wer schon mal Jalecos Arcade-Titel City Connection oder auch dessen NES-Umsetzung gespielt hat, der wird gewisse Parallelen direkt erkennen. Der damit verbundene Schwierigkeitsgrad kann durchaus für gewisse Frustmomente sorgen, bietet dadurch aber auch neue Herausforderungen. Insgesamt ein gelungener Plattformer mit netter Idee, das nicht nur Jump n’Run-Freunde erfreut.

Wertung

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7/10

banishingracer_boxGenre: Jump n’Run
Spieler: 1
Entwickler: Jaleco
Publisher: Jaleco
Erscheinungsjahr: 1991
Schwierigkeitsgrad: hoch

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Kommentare


Seppatoni
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Wertung:
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Vor nicht allzu langer Zeit bin ich im Internet über einen Bericht zu diesem flotten Spielchen gestolpert. Dank der witzigen Aufmachung hatte es sogleich mein Interesse geweckt. Später hatte ich dann die Möglichkeit selber Hand an das Spiel zu legen und war ob der zu Beginn etwas seltsamen Steuerung etwas erstaunt, vom Thema her macht diese jedoch absolut Sinn und sorgt für ein eigenständiges Spielgefühl. Dem Titel verdanke ich einige witzige Stunden, auch wenn dank einzelner Schwächen der Frust auch immer mal wieder aufflackerte.