25. November 2007, Geddiboy
Während die meisten Grundschüler in der Pause Super Mario Land, Fortress of Fear, Tetris oder eines der anderen Game Boy Spiele der ersten Generation spielten, hatten einige weniger Glück. Sie versuchten verzweifelt einen Gargoyle durch eine Welt zu steuern, in der alle Bewohner Englisch sprachen, und ohne Kommunikation schien das Spiel nicht wirklich zu funktionieren. Es war also alles etwas schwieriger und komplizierter als bei Mario und Co. Dies führte dazu, dass dieses Spiel namens Gargoyle’s Quest schnell wieder von anderen abgelöst wurde. Für etwas videospielerfahrenere und des Englischen mächtige Zocker bot sich ein gänzlich anderes Bild und ein sehr spannendes, stimmiges und einzigartiges Spiel.
Gargoyle’s Quest ist ein Action–Adventure, in dem ihr einem Gargoyle namens Firebrand helfen müsst, das Ghoul Realm zu befreien, das von einer Armee schrecklicher Monster angegriffen und verwüstet wurde. Auf der Weltkarte des Ghoul Realms bewegt ihr Firebrand aus der Draufsicht und besucht so Städte und betretet Dungeons. In den Ortschaften könnt ihr mit den Bewohnern sprechen und so Informationen erhalten, Leben kaufen oder Passwörter erhalten. Ein Besuch beim jeweiligen Fürsten der Stadt ist ebenfalls zu empfehlen, denn diese geben euch meistens Aufträge wie „töte dieses oder jenes Monster und bring’ einen bestimmten Gegenstand zu mir“. Außerdem wird durch die Gespräche mit den entmachteten Herrschern des Reiches und ihre Aufträge die Story um Firebrand und das Schicksal des Ghoul Realms weitergesponnen.
Das Ghoul Realm ist ein gefährliches Pflaster und solange ihr euch nicht in einer Stadt aufhaltet, könnt ihr jederzeit von Monstern angegriffen werden. In diesen Zufallskämpfen, sowie beim Betreten eines Dungeons, wechselt das Spiel in eine klassische 2D-Jump-and-Run Perspektive. Hier steuert sich Firebrand ähnlich wie Mario oder Mega Man, mit einem interessanten Unterschied: der Gargoyle kann für kurze Zeit fliegen. Dies mag zu Anfang etwas ungewohnt sein, hat man sich aber erst einmal daran gewöhnt, steuert sich der wehrhafte Flatterich jedoch äußerst präzise und komfortabel. Ein Gargoyle ist kein Kuscheltier und so verfügt unser Held neben seinen Flugkünsten über weitere nützliche Fähigkeiten: Er kann sich mit seinen Krallen an Wänden festhalten und seinen Gegnern Feuer und andere Geschosse entgegenspucken.
Das Leveldesign der verschiedenen Stages ist sehr schön an Firebrands Fähigkeiten angepasst. Es geht also nicht nur von links nach rechts, sondern der Gargoyle muss sich dank Flugfähigkeit in Tiefen stürzen und mittels Krallen Türme und Wände erklimmen.
Firebrands anfangs noch nicht sehr beeindruckenden Flug- und Kampffähigkeiten werden im Laufe des Spiels nach und nach erhöht oder verbessert. So bekommt Firebrand bald ein ganzes Arsenal an Waffen, mehr Hitpoints und kann länger fliegen oder höher springen. All diese Fähigkeiten werdet ihr auch dringend brauchen, wenn ihr das Ghoul Realm befreien wollt, denn die Monster, die sich euch entgegenstellen, sind nicht von Pappe. Segnen die ersten Geister noch nach einem Schuss das Zeitliche, sind die Monster im späteren Verlauf des Spiels meistens um einiges grösser und stärker als unser Gargoyle, und vor allem am Anfang des Spiels vernichten euch einige Gegner mit nur einem Treffer. Zusammen mit den kniffligen Sprung- und Flugpassagen in den Dungeons kann dies zu einigen Frustmomenten führen. Der Schwierigkeitsgrad ist fordernd, aber nie unfair.
Vor allem die Endgegner, die in den Dungeons auf euch warten, sind geradezu furchterregend. Die großen und eindrucksvollen Gegner sind auch der grösste Pluspunkt der Grafik des Spiels. Untote Riesenfledermause, gigantische Mutantenfische – hier wird wirlich einiges geboten. Die Dungeons selbst sind sehr stimmig und düster gehalten, auf der Weltkarte wirkt die Grafik nach einiger Zeit doch eintönig, da sich die Landschaft kaum verändert. Generell ist die Stimmung des Spiels sehr düster und dunkel.
Dazu trägt auch der Sound bei, der mit sehr schönen Melodien Firebrands Reise durchs Ghoul Realm untermalt. Zwar sind die Soundeffekte keine große Offenbarung und höchst mittelmäßig, die herausragende Musikuntermalung entschädigt jedoch dafür.
Wer des Englischen mächtig ist und mit einem Held mit tollen Fähigkeiten in eine düstere Fantasywelt eintauchen möchte, dem sei Gargoyle’s Quest wärmstens empfohlen.
Wertung
8,5/10
Genre: Action/Adventure
Spieler: 1
Entwickler: Capcom
Publisher: Capcom
Erscheinungsjahr: 1990
Schwierigkeitsgrad: hoch