21. November 2011, Geddiboy
Kaum ein Spiel hat jemals eine größere Diskussion verursacht als die diversen Vertreter der Mortal Kombat Reihe. Gerade die blutigen Gewaltorgien der ersten beiden Titel, und besonders die Umsetzungen für die 16-Bit Heimkonsolen, trafen Spieler, Eltern und Medien völlig unvorbereitet und provozierten heftige Reaktionen. Die expliziten Gewaltdarstellungen sorgten dafür, dass die Spiele in Deutschland indiziert, der zweite und populärste Teil sogar beschlagnahmt wurden (zumindest bis zum Jahre 2005). Die einzigen Versionen, die diesem Schicksal entgingen, waren die Portierungen für den Gameboy, welcher auf Grund der begrenzten Leistung einfach nicht in der Lage war, Blutfontänen (schon gar keine roten) und detaillierte Fatalities darzustellen. Während Mortal Kombat I und III auf Grund von miserabler Spielbarkeit traurige Berühmtheit erlangten, ist die Umsetzung von MK II auf dem Game Boy trotz einiger Abstriche ein durchaus gelungenes Beat’em Up.
Die Portierung eines Prügelspiels auf den Gameboy wirft zunächst die Frage der Buttonbelegung auf. MK II auf dem SNES belegt die vier Knöpfe an der Front des Controllers mit jeweils hohem und tiefem Schlag bzw. Tritt. Die Schultertasten werden zum blocken benutzt.
Auf dem Gameboy wurde das Problem der fehlenden Knöpfe nur zum Teil elegant gelöst: mit dem B-Knopf führen die Kämpfer eines Faustschlag aus, der A-Knopf lässt die Kombattanten mit dem Fuß zutreten. Weitere Varianten sind möglich durch Kombinationen von Steuerkreuz und Knöpfen. So kann zwar nicht das gesamte Repertoire der SNES- Vorlage imitiert werden, die wichtigsten und markantesten Moves wir z.B. Uppercut, Fußfeger oder Roundhousekick sind jedoch möglich.
Anders als in den meisten anderen Prügelspielen blocken die Figuren bei MK nicht automatisch wenn ihr dass Steuerkreuz vom Gegner weg drückt. Leider wurde dies bei der Gameboy Version beibehalten: geblockt wird hier durch Drücken des START – Knopfes. Nicht nur Beat’em Up Profis dürfte klar sein, dass diese Buttonbelegung ein schnelles Blocken beinahe unmöglich macht. Hier wäre jegliche andere Lösung besser gewesen. Bis auf diesen doch recht gravierenden Wermutstropfen ist an der Steuerung nichts auszusetzen. Die Figuren lassen sich flüssig steuern, Specialmoves und Fatalities gehen leicht von der Hand. Ihr solltet euch also eher auf offensives Spiel verlassen um eure Gegner in die Knie zu zwingen.
An der Grafik gibt es nichts zu meckern: die Kämpfer sind im Gegensatz zu vielen anderen Prügelspielen auf dem Gameboy sehr groß und detailliert und bewegen sich flüssig. Die verschiedenen Charaktere sind klar zu erkennen, jedoch ist es manchmal auf Grund der nicht vorhandenen Farben des Gameboy schwierig, die verschiedenen Ninjas (Scorpion, Sub-Zero und Reptile bzw. Kitana und Mileena) auseinander zu halten. Die Fatalities sehen auch in abgespeckter Form ordentlich aus und verstärken den Eindruck, ein richtiges Mortal Kombat vor sich zu haben.
Von den ursprünglich 12 Kämpfern des Originals sind 4 dem begrenzten Speicherplatz zum Opfer gefallen. Hutträger Kung Lao, Filmstar Jonny Cage, Donnergott Rayden und Klingenfiesling Baraka nehmen nicht am Turnier auf dem Gameboy teil. Die übrigen Recken sind jedoch mit allen Specialmoves und einem Fatalitiy pro Kämpfer vorhanden. Auch die Babalities und ein Stage-Fatality haben die Portierung überstanden. Von den lebendigen und farbenfrohen Hintergründen sind nur noch 3 auf dem Gameboy vorhanden. Einziger Endgegner ist Shao Khan, der vierarmige Kintaro ist nicht im Spiel enthalten. Natürlich könnt ihr per Link-Kabel auch gegen einen menschlichen Gegner antreten.
Der Sound ist überdurchschnittlich: die Mortal Kombat Hintergrundmelodien sind klar erkennbar und die kräftigen Soundeffekte, z.B. bei Schlägen oder Feuerbällen, begleiten das Kampfgeschehen ordentlich.
Auch wenn der Konkurrent Street Fighter 2 in allen Bereichen das bessere Prügelspiel für den Gameboy ist, muss sich Mortal Kombat nicht verstecken. Nicht nur Genrefans sollten dem gelungenen Mix aus einwandfreier Steuerung, guter Grafik und dem einzigartigen Mortal Kombat Feeling eine Chance geben.
Wertung
8/10