25. August 2017, Seppatoni
In den 80igern eroberte Nintendo mit den Game & Watches den mobilen Spielemarkt. Die kleinen Spielgeräte erschienen in unterschiedlichsten Varianten, begeisterten Jung und Alt und verkauften sich millionenfach (für mehr Infos zur Geschichte der Game & Watches siehe unseren Bericht). Nachdem 1991 das letzte Exemplar erschien und der Game Boy längst seinen Siegeszug angetreten hatte, wurde es still um Reihe. Mit der 1995 veröffentlichen Game Boy Gallery (siehe Test) wurden 5 Spieleklassiker in relativ unspektakulärer Form wiederbelebt, ohne direkt Bezug auf deren Herkunft zu nehmen. Dies änderte sich dann nochmals 2 Jahre später, als Nintendo mit der Game & Watch Gallery eine kleine Liebeserklärung an die LCD-Spielchen veröffentlichte.
In dem Spielepaket finden sich mit Manhole, Fire, Octopus und Oil Panic vier beliebte Klassiker aus der Game & Watch-Ära. Alle wurden detailgetreu aufbereitet und für den Game Boy umgesetzt. Doch nicht nur dies, alle Spiele erhielten auch eine aufgepeppte, moderne Variante spendiert, in welchen bekannte Nintendo-Protagonisten in die Rollen der namenlosen Figuren schlüpfen. Von allen Titeln gibt es wie im Original jeweils einen Easy- (Game A) und einen etwas schwierigeren Hard-Modus (Game B). Doch sehen wir uns mal die einzelnen Spiele im Detail an.
Manhole erschien erstmals 1981 im Rahmen der Game & Watch Gold Series und wurde später als Widescreen-Titel nochmals neu aufgelegt. Ihr habt die Aufgabe diverse unachtsame Passanten vor dem Sturz in deckellose Gullys zu bewahren. An insgesamt 4 verschiedenen Stellen dürft ihr jeweils als provisorische Brücke agieren und die Spaziergänger sicher über die Öffnung im Boden zu geleiten. Mit fortschreitender Spieldauer werden die Passanten immer zahlreicher und das umhereilen von einem Schacht zum anderen immer hektischer. Auch die moderne Variante behält das Grundprinzip bei. Yoshi agiert vom Zentrum des Bildschirm aus und kann mir seiner Zunge die Gullyöffnungen schliessen. Im Gegensatz zur Ur-Version kann Yoshi nicht nur jeweils eine Öffnung schliessen, sondern an jeder Stelle den Schachtdeckel fixieren bis Figuren wie Toad oder Donkey Kong Jr. darüber hinweggelaufen sind.
Das zweite Spiel im Bunde ist Fire, erstmals 1980 im Rahmen der Silver-Serie erschienen und ein Jahr darauf nochmals als Widescreen-Edition. Aus einem brennenden Hochhaus stürzen sich Menschen in die Tiefe. Mit Hilfe eines Sprungtuches müsst ihr die Figuren auffangen und zum Rettungswagen geleiten. Auch hier werden die rettungsbedürftigen Leute immer zahlreicher und schneller. In der spielerisch fast identisch aufgebauten modernen Version ist in Prinzessin Toadstools Schloss Feuer ausgebrochen. Die verschiedenen Bewohner wie Yoshis oder Toads wollen von den Mario Brüdern gerettet und in die Pilz-Kutsche verfrachtet werden. Je nach Figur ändert sich das Fallverhalten etwas.
Mit dem 1981 veröffentlichten Octopus präsentiert sich einer der populärsten Widescreen-Titel in der Gallery. In den Tiefen des Meeres verbirgt sich ein Schatz, bewacht durch einen riesigen Oktopus. In eurer Taucherausrüstung gilt es nun euch auf den Meeresboden zu begeben und die Truhe auszuräumen. Dabei gilt es stets den umherwandernden Tentakel des Tintenfisches auszuweichen und erbeutete Schätze wieder an die Oberfläche ins Boot zu bringen. In der modernen Neuauflage wird Mario von der Prinzessin ins kühle Nass geschickt um den Schatz einzuheimsen. Im Gegensatz zum Original wird Mario langsamer umso mehr Schätze er der Kiste entnimmt, was einerseits die Rückkehr auf das Boot erschwert, aber dafür zusätzliche Punkte bringt.
Zu guter Letzt findet sich mit Oil Panic noch ein Vertreter der Multiscreen-Reihe im Sortiment. Ihr müsst mit einem Eimer aus der Decke tropfendes Öl auffangen und in die Tonne des Tankwarts kippen. Allerdings gilt es aufzupassen, dass euer Eimer nicht überläuft und dass ihr dessen Inhalt nicht versehentlich danebenschüttet. Im modernen Gewand übernehmt ihr die Kontrolle von Mario, der die von Bowser verteilten Öltropfen aufsammeln und an Yoshi verfüttern muss.
Alle vier Spiele enden nach 3 Fehlversuchen. Erreicht ihr gewissen Punktzahlen, verfallen vergangene Missgeschickte (Classic) oder es erscheint ein Extraleben (Modern), das es einzusammeln gilt. Ziel ist es – ganz klassisch – möglichst hohe Punktzahlen einzufahren. Da dies durchaus mal eine Weile dauern kann, wurde eine Quicksave-Funktion eingebaut, welche ein Spiel jederzeit speichern und an der gleichen Stelle einmalig auch wieder fortsetzen lassen kann. Durch das Erspielen von 200 Punkten erhaltet jeweils einen Stern, maximal 5 Sterne für erzielte 1’000 Punkte könnt ihr so pro Spiel, Schwierigkeitsgrad und Variante erspielen. Mit dem fleissigen Sammeln von Sternen schaltet ihr den Gallery Corner frei, in welchem ihr bis zu 16 ebenfalls freispielbare Game & Watch-Spiele betrachten (leider nicht spielen) könnt. Zudem schaltet ihr bei 1’000 Punkten auch den Very Hard Mode frei, der euch zusätzliche Herausforderung bietet.
Die Präsentation der Spiele Gallerie ist äusserst gelungen. Die Klassiker wurden detailgetreu aufgearbeitet, und auch die modernen Versionen wurden liebevoll designt. Musikalisch bekommt ihr einerseits das klassische Gepiepse geboten, die neuen Spiele werden durch eingängige Musiken und stimmige Soundeffekte untermalt. Die Vorbildliche Super Game Boy-Unterstützung bietet nicht nur einen passenden Game & Watch-Rahmen und ein buntes Spielerlebnis, sondern ersetzt im Menü bei der Steuerungs-Beschreibung den abgebildeten Game Boy gar durch einen SNES-Controller. An der Steuerung gibt es nicht viel auszusetzen, diese funktioniert stets präzise und ist wie auch die Spiele äusserst einfach gehalten. Wer sich für die simplen Reaktionstests begeistern kann, der wird auch eine ganze Weile Spass mit der Spielesammlung haben. Die freischaltbaren Museums-Titel sorgen für die nötige Motivation um die erzielten Bestleistungen weiter zu übertreffen.
Die Game & Watch Gallery präsentiert sich insgesamt als liebevolle Spielesammlung, welche die Herzen alter Game & Watch-Zocker höher schlagen. Im Vergleich zur Game Boy Gallery wurden etliche Kritikpunkte ausgemerzt: Dank Batterie könnt ihr Höchstpunktzahlen und Spielstände speichern, halbgare Neuaufgüsse wichen dem originalen und modernen Modus und die Nintendo-Stars sorgen für zusätzlichen Charme. Lediglich die geringere Anzahl Spiele ist ein kleiner Wehrmutstropfen. Wer sich für simple aber durchaus packende Punktejagden motivieren kann, der wird mit einer motivierenden Spielesammlung belohnt, die auch perfekt für Runden zwischendurch geeignet ist.
Wertung
7,5/10
Genre: Geschicklichkeit
Spieler: 1
Entwickler: Nintendo
Publisher: Nintendo
Erscheinungsjahr: 1997
Schwierigkeitsgrad: einstellbar
Bemerkung: Batteriespeicher, SGB-Unterstützung
Kommentare
Seppatoni
Wertung:
Für mich waren die Game & Watches die ersten Berührungspunkte mit Videospielen, daher freute mich die Rückkehr der kleinen Pieps-Kärtchen in Modulform. Die Spieleauswahl ist durchwegs gelungen und abwechslungsreich und bietet mit Octopus auch einen meinen Favoriten, wenngleich die Anzahl auch etwas grösser hätte sein dürfen. Dennoch hat mich die Spielesammlung in seinen Bann gezogen, genau so wie übrigens auch die famosen Nachfolger für Game Boy Color und Advance. Wer auf simple, aber packende Spielchen abfährt, der dürfte hiermit auf jeden Fall seinen Spass haben.
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